Tod + Trauer Vorsorge-Tipps
Ein Tunnel mit Blick zum Ende

Licht am Ende des Tunnels - Was passiert während Nahtoderfahrungen?

Aus Erzählungen oder Filmen ist bekannt, wie Nahtoderfahrungen aussehen können:

Ein Willkommen heißendes Licht oder der eigene Geist, der reflektierend über dem eigenen Körper schwebt. Doch wie real sind diese Erfahrungen tatsächlich? Wissenschaftler aus Dänemark haben aus 35 Ländern Studien zu Schlaf und Nahtoderfahrungen eingeholt und verglichen. Daraus ergab sich ein Fragebogen, mit dem jeder seine eigenen Erlebnisse überprüfen kann.


Voll funktionsfähig
 

Während vormals der Todeszeitpunkt mit dem Herzstillstand diagnostiziert war, stellt diesen die Medizin inzwischen – auch für eine potentielle Organspende – nach dem Hirntod fest. Denn: Das Gehirn verarbeitet Eindrücke noch eine kurze Zeit weiter, selbst nachdem lebenswichtige Organe bereits versagt haben.

Grund genug für den dänischen Neurologen Daniel Kondziella, eine Studie über das Phänomen der Nahtoderfahrung zu initiieren. Er stellte Folgendes fest: „All diese Leute werden wieder reanimiert, und ihr Gehirn übersteht die Situation auch ohne größeren Schaden. Sonst wären diese Leute nicht in der Lage, noch viele Jahre später davon zu berichten. Das heißt, diese Erfahrungen müssen gemacht werden in einem Zustand, in dem das Gehirn noch funktionsfähig ist.“ Des Weiteren käme es nicht darauf an, tatsächlich dem Tod ins Auge zu blicken. Eine Situation – beispielsweise ein Verkehrsunfall – in der Betroffene davon ausgehen zu versterben, reicht aus, um physiologisch den Nahtod zu erleben. Es sei ein stereotyper Ablauf, so Kondziella.
 

Kurz und schmerzlos
 

Gemeinsam mit Wissenschaftskollegen von der Universität Kopenhagen sammelte die Studie Nahtoderfahrungen von rund 1000 Menschen aus 35 Ländern. Zudem aus verschiedenen Kulturkreisen. Das Ergebnis: Bei etwa einem Zehntel ähnelten sich die Schilderungen zu den Nahtoderfahrungen stark. Laut Kondziella belegten das zudem bereits Aufzeichnungen aus vergangenen Epochen. Darüber hinau gibt es auch eine neurologische Übereinstimmung: Eine charakteristische Gehirnwelle, kurz bevor jegliche Hirnaktivität ausbleibt. Die frühere Studie hierzu beobachtete Patienten von Schädel-Hirn-Traumata, kurz vor deren Tod. Ähnlich zu Ausschlägen bei einem Migräneanfall scheinen Menschen hierbei verstärkt Sinneseindrücke geistig wahrzunehmen. Der Schmerz wird von Patienten indessen nicht mehr wahrgenommen. Dennoch: Welche Bilder die Gehirnwelle bei den Toten konkret hervorruft bleibt auch der Wissenschaft vorerst ein Rätsel.
 

Sieben Leben
 

Doch wie funktioniert nun der Test, den die Wissenschaftler zur Studie entwickelt haben? Er besteht aus einem Fragebogen, genannt „Greyson Near-Death Experiences Scale“. Entwickelt vom gleichnamigen Forscher Bruce Greyson. Jede Frage lässt sich mit Antworten von null bis zwei Punkten bewerten. Liegt das summierte Ergebnis aller Antworten bei sieben oder höher, gilt es als sicher, dass die befragte Person Nahtoderlebnisse erfahren hat. Tatsächlich beinhalten der Test nicht – wie wohlmöglich vermutet – negative Fragen. Im Gegenteil. Fragen lauten beispielsweise: Hatten Sie ein Gefühl von innerer Ruhe? Hatten Sie ein Gefühl unerklärlicher Freude? Oder waren Ihre Sinne ungewöhnlich klarer als sonst?

Wer testen möchte, ob er eine Nahtoderfahrung durchlebt hat, oder einfach interessiert ist, findet den Test auf der Website des MDR.